Flugreise
Österreich-Ungarn-Slowakei-Polen-Tschechei
19. bis 27. Mai
1993
Zwischenlandungen in:
Linz-> Wien-> Budapest->
Kiliti-Siofok-> Pecs-> Szeged->
Békéscaba-> Debrecen-> Maklar->
Budapest-> Sliac->
Kosice-> Tatri/Poprad-> Krakow-> Warschau->
Katowice-> Ostrava/Mosnov->
Brünn-> Linz-> Altenrhein->
Birrfeld
Piloten:
Werner Hartmann, Alfred Klauser, Otto
Juchli
Flugreisebericht
Montag 17.5.93 Vorbereitungen Birrfeld und
Zürich
Besuch am Abend bei der Meteo in Kloten. Von den vier am
Sonntag 16.5. bei Otto vorbereiteten Reise-Varianten:
Italien - Griechenland
Portugal - Gibraltar
England - Irrland
Ungarn - Slowakei
bleiben aus Wetter-Gründen ganz klar die Varianten
Ostblock und Griechenland übrig. Die Reise nach
Griechenland ist nur möglich, wenn die Alpen offen
sind. Wir gehen ins AIS und kopieren uns vor allem
Unterlagen aus Ungarn und Tschechei / Slovakei. Zu spät
realisieren wir, dass ein Bottlang-Teil für diese
Länder besteht, der uns besser vertraut wäre. So
sind wir für den Start am Mittwoch gerüstet.
Mittwoch 19.5.93 Birrfeld - Linz -
Wien/Schwechart
Am Morgen herrscht überall emsiges packen. Aufbruch
kurz nach 10 Uhr ins Birrfeld und Detail-Entscheid über
die Route fällen. Da die Alpenübergänge wegen
Föhntendenz nicht offen sind, entscheiden wir uns
für den Osten. Rosmarie Hartmann liefert die
übliche Bordküche mit Sandwiches und
Getränken. Sie springt auch ein und holt das vergessene
Ladegerät zum Handfunk. Flugplan nach Linz, volltanken
und einladen geht nach Plan. Ladegraphik von Otto ist
genehmigt, da positiv. Otto's viereckige Reisetasche, die
fortan "Klavier" genannt wird stellen wir auf den hintern
Sitzplatz und darauf alle schweren Gepäckstücke.
Dies bildet für den Passagier eine breite und sehr
komfortable Armlehne.
12.20 Uhr Start im Birrfeld und auf üblicher Route
via KPT - EUR - SBG geht's los. Otto hat das GPS
vorzüglich vorbereitet und mehrere zusätzliche
Batteriesätze bereitgestellt. Es soll uns zur
einwandfreien Kontrolle unserer Navigation dienen und
dafür bietet sehr viele Informationen an. Die TMA
Salzburg können wir bequem auf 3500 Fuss passieren. Via
Militärflugplatz geht es bequem direkt auf den zivilen
Linz-Airport zu.
Die HB-PAF wird aufgetankt. Die Vorbereitung im AIS zeigt
für Wien eine interessante Spezialität: da die
Piste 12 in Reparatur ist, besteht auf Taxiway O auf 600m
eine provisorische Piste 12L. Das AIS kopiert uns
freundlicherweise gleich das prov. Plänchen heraus.
Im Restaurant gibt's als Ergänzung zur genossenen
Bordverpflegung eine kleine Erfrischung (Otto, kann als
künftiger Pax gar ein Bier trinken !!!). Weiterflug via
Stockerau-VOR, auf dem Funk sprechen wir mit Wien-Info. Wir
wechseln entlang des Militärplatzes auf Tulla-TWR,
danach zurück auf Info und schlussendlich auf Wien-TWR.
Für die Landung wird uns Piste 16 vorgegeben. Aber
querab des Donauturmes kommt der TWR mit der Frage, ob wir
mit der prov. Piste 12L vertraut seien, auf uns zu. Eifrig
setze ich mit für diese Variante ein, und
bestätige, dass wir sogar einen Plan mitführen. So
kann ich für Werner einen Anflug auf 12L erreichen. Er
landet sauber auf dem nur 600m langen Stück. Die
Bemerkung des TWR, dass wir das Fahrwerk kontrollieren
sollen, da er beim Aufsetzen einen "little smoke" gesehen
habe, stecken wir ungläubig ein. Sie erweist sich nach
dem Parking in Sektor 1 auch als gegenstandslos.
Vor dem Verlassen des Platzes fahren wir vom GAC
hinüber ins AIS im Haupt-Gebäude und erkundigen
uns nach den aktuellen Bedingungen für den Einflug in
Tschechei, Slowakei und Ungarn. Wie schon auf einer
früheren Reise werden wir VFR-Flieger hier
vorzüglich beraten. Die Antwort ist "Kein Problem,
Flugplan mit Name und Pass-Nr des Piloten genügt". So
schleppen wir unser Gepäck weiter zum
Reservations-Büro für das Hotel. Wir buchen und
bezahlen direkt für Hotel und Taxi. Das Hotel "Tigra"
liegt im Zentrum Wiens. Abends gibt's einen kurzen Bummel in
der Fussgängerzone, dabei in einem schönen
Innenhof Bier und Bräzel. Zum Nachtessen steigen wir in
den "Katakombenkeller" hinunter. Beim Treppensteigen
beichtet uns Otto sein Problem: den Hosengurt hat er
vergessen. Ich leihe ihm morgen meinen. Schlagartig wird uns
klar, dass darin die Ursache für seine holperige
Landung in Linz liegen muss: wer kann schon mit einer Hand
die Hose ständig heraufziehen und gleichzeitig mit der
andren noch fein landen......
Donnerstag 20.5.93 Wien - Budapest -
Kiliti/Siofok
Gegen Mittag geben wir im AIS den Flugplan für
Budapest auf. Wir tanken voll und zum Start geht's ab Piste
16 mit left turn out. Das Angebot des Controllers, uns
direkt auf den Grenzpunkt "Kelan" zu führen, nehmen wir
dankend an. Dort wechseln wir auf Budapest-Info 125,50. Es
wird viel und ausführlich gesprochen, jedoch alles in
klarem sauberem Englisch. Die Höhe 3500 Fuss bis
"Torno" wird uns bestätigt, erst bei Molnar, 2 Min. vor
dem Platz, müssen wir auf 2000 Fuss absinken.
Nach der sauberen Landung auf der Piste 13R, rollen zum
Abstellplatz des Flughafens Feriheigh-1. Auf dem Parkplatz
werden vom Personal sofort Sandsäcke und Stricke zur
Uebernachtung befestigt. Ein flottes Mädchen fährt
uns mit modernem Chrysler-Bus zum GAC.

Wir haben die Absicht, heute noch ein Stück weiter
zu fliegen. Im AIS treffen wir eine Gruppe Schweizer, die
auf ihre Hotelzimmer warten. An unser Ohr flattert aus dem
Raum der Name "Odessa" und bohrt sich eigenartig in unserem
Hirn fest. Wo liegt das denn ? Könnte man nicht auch
dorthin fliegen ? Vorerst bleiben wir aber auf dem Boden der
Realität. Wir planen den Flug nach Kiliti am
Plattensee. Ein Flugplan ist für jeden Flug
obligatorisch. Schon 16.50 sind wir in der Luft. Werner
sucht einen beim Start neu zugeteilten Meldepunkt "Pusta"
und meldet diesen (mehrmals). Für den Vorbeiflug an
einem Militärplatz gibt man uns auf die Frequenz
129,00. Aber kurz nach 17 Uhr will der Mann nichts mehr von
uns hören. So schalten wir auf Kiliti um und erhalten
da klare Lande-Information. Mit einer Hand am Gas (und der
andern nicht mehr an der Hose) schleppt Otto die HB-PAF
über die ersten 600 m ungemähte Wiese und setzt
fein auf dem kurz geschnittenen Rest der 2500 m langen
Graspiste auf.
In Kiliti heisst uns ein Flieger-Kollege, Reiseleiter von
Neckermann, auf Oesterreichisch willkommen. Wir erkundigen
uns bei ihm über das Fliegen in diesem Land, denn im
AIP Ungarn sind nur gerade 3 Plätze publiziert. Er
weiss nur positives zu berichten, die Leute sind hilfsbereit
und sprechen gut englisch. Informationen werden wir hier im
AIS bekommen.
Per Taxi geht's zum 13stöckigen Hotel Pannonia in
Siofok am Blattensee. Noch vor dem abendlichen Bier steige
ich mutig ins "tiefe" Wasser und mache einen
Demonstrations-Schwumm. Zum Nachtessen setzen wir uns in
einem Restaurant im Freien unter die Bäume und speisen
zum Klang der Tanzmusik.

Der Verdauungsbummel führt uns ins Zentrum des
Ferienortes. Mit 100 Fr. spielt Werner am
Noten-Wechsel-Automat und.... gewinnt. Wir sind
überzeugt von diesem fortschrittlichen Gerät und
besitzen in Werners Bank wieder genug ungarisches Bargeld.
Den Schlummerbecher gibt's in der Hotel-Bar im 13.Stock.
Unsere Zimmer liegen im 12. direkt am "windigen" Gang mit
der zerschlagenen Glastüre. Also aufgepasst auf dem
Heimweg !
Freitag 21.5.93 Kiliti - Pecs/Pogany - Szeged -
Békéscaba
Schon/erst um 9 Uhr geniessen wir ein komfortables
Touristen-Frühstück. Auf dem Flugplatz stehen nur
3 Flugzeuge. Uns geht's nun um die allgemeine Planung der
Flüge in Ungarn. Durch die anwesenden Helfer im AIS
erhalten wir eine vorzügliche Unterstützung. Sie
erstellen uns auf dem Fax sogar Kopien von Flugplatz-Karten
aus dem hier verfügbaren Bottlang-ähnlichen
Handbuch. Auf diesem Platz haben wir aussergewöhnlich
gute Informationen erhalten. Die Verfügbarkeit von
100LL auf unsern möglichen Zielplätzen klärt
man für uns ab. Wir führen für uns eine Liste
der Plätze mit ICAO-Kürzel, geogr.Lage (für
unser GPS), Pisten-Art mit Richtung und Länge, sowie
Platz-Frequenz und Benzinart. Neu für uns ist, dass es
nicht von jedem Platz eine Karte gibt. Aber mit diesen
Angaben kann man einwandfrei anfliegen.
Der Flugplan wird per Fax übermittelt. Bald kommt
auch die tel.Bestätigung, dass er in Ordnung und der
Zielplatz ok ist. So heben wir 11.39 LT vom Platz ab. Wir
legen die angemeldete Runde über den langgezogenen
Plattensee ein, bewundern die vielen Ferien-Residenzen von
alten Parteien und neuen Unternehmen und drehen ab in
Richtung Süden. Ueber einer leicht ansteigenden
Hügellandschaft gibt's leichte Turbulenzen. Unser
Horizont beginnt zu tanzen und steigt aus. Es ist ein
ähnliches Verhalten, wie vor der Reparatur im letzten
September. Dadurch wird aber auch der Autopilot unbrauchbar.
Vor dem Anflug auf Pecs überfliegen wir eine
grossflächig angelegte Ortschaft mit Bergwerk und
Rangierbahnhof. Das von Otto wiederum bestens
vorprogrammierte GPS bestätigt Distanz in Meilen und
Minuten mit Heading zum Platz. Wir schätzen dieses
Gerät immer mehr, und GPS-Freak Otto entlockt im auf
unserer Reise laufend weitere Informationen.
In Pecs herrscht Querwind aus 240 Grad. Im breiten Areal
ist die Markierung der Pistenschwelle nur schwach zu
erkennen. Richtung nach Information, Gutdünken und
Beschaffenheit des Grases. Wir haben kaum den Parkplatz
erreicht, steht schon jemand da, heisst uns willkommen und
bietet uns seine Hilfe auf dem Platz an. Würde wohl so
etwas nicht auch im Birrfeld bei fremden Gästen sehr
gut ankommen ?? So können wir zielgerichtet neu planen,
Taxen bezahlen und den Flugplan erstellen. Beim Telefon
besteht allerdings im Moment ein Problem, denn die Leitung
ist unterbrochen (wie uns in Kiliti angekündigt worden
ist !!). So werden wir denn unsern Flugplan per Funk nach
dem Start bei Info absetzen. Auf dem Platz herrscht
Festbetrieb. Helikopter und Ultraleicht's sind da. Ein GPS
mit "moving map" von ausgezeichneter Karten-Qualität
auf dem PC-Bildschirm kann im Hangar bewundert werden. Dazu
soll in ein paar Monaten auch ein gutes einbaubares Display
verfügbar werden.
14.14 Uhr Start in Pecs. Wir rufen die Info auf und geben
unsere normale Flugmeldung durch. Unsere Angaben werden
geprüft. Da unsere geplante Route sehr nahe an der
Grenze zu Jugoslawien verläuft, weist uns der
Controller an, mehr landeinwärts über die
Ortschaft Janoshalma zu fliegen. Nach 40 Minuten steuern wir
bereits Szeged an. Hier scheint zum ersten Mal niemand mit
guter engl.Voice am Funk zu sitzen. Wir landen ohne
Probleme. Auch hier fällt uns die sofortige
sympathische Hilfe wieder auf. Man kümmert sich um uns.
Wir können sogar 100LL tanken und mit Schweizer Geld
anhand des Wechselkurs-Beleges aus Siofok bezahlen ! Wir
parken neben 2 grossen 1-motorigen Antonows im Gras zu einem
Foto-Stelldichein. Es herrscht wenig Segelflug-Betrieb.
Unser Betreuer schleppt zwischendurch quer durchs
Steppen-Gras einen Segler in die Höhe. Im noch in
Entstehung begriffenen Gartenrestaurant führen wir bei
eisgekühltem Sprite unser weitere Planung durch. Unser
Betreuer gibt den Flugplan auf und leitet die
Bestätigung an uns weiter.
Schon nach 90 Minuten nach der Landung geht es weiter
nach Békéscaba. Auch auf dieser
30-minütigen Strecke bewährt sich die
terrestrische Navigation mit Kompass und Zeitmasstab. Die
Kontrolle unterstützt das von Otto mit den
Flugplan-Daten gefütterte GPS bestens.
17.05 Graslandung in Békéscaba und kurz
darauf ist auch der Flugplatzchef am Flugzeug und bietet
seine Hilfe an. Nach wenigen Minuten hat er einen deutsch
sprechenden Landsmann zur Seite, der uns auf Deutsch
begrüsst. Eine aussergewöhnliche schöne Geste
!! Es ist der Begleiter einer deutschen Touristengruppe, ein
Angestellter des Park-Hotels in Gyula, der uns auch gleich
sein Haus empfiehlt. Die Gruppe ist gerade dabei, ihre
Luft-Taufe mit einer Antonow zu sehr günstigem Preis zu
bestehen. Der Neckermann-Mann in Kiliti hat uns in Gyula das
Agro-Hotel empfohlen. So fahren wir in diesen nahen Ort und
quartieren uns neben dem Agro- im Park-Hotel ein. Es ist ein
moderner Bau und bei 60.- Fr. für die 2 Zimmer mit
Frühstück nicht zu teuer. Die schönen Zimmer
verfügen über einen hübschen Erker mit
Fenster. Die Dame am Empfang zeichnet uns für den
abendlichen Ausgang einen Ortsplan mit Empfehlungen für
Nachtessen und Nachtleben.
Das Essen im Kellerlokal ist preiswert (total 20 Fr.)
einfach und gut. Den Kaffee geniessen wir auf der
überdachten Veranda der "Ti Amo Bar" am Fluss
(Mücken !!). Natürlich besuchen wir auch die beste
Disko am Platz. Anfänglich trinken wir in Ruhe ein
Bier, bis dann, zur Stunde X die leistungsfähige
Lautsprecher-Anlage zu pauken beginnt uns förmlich
durchzurüttelt. Wir betrachten den Tanz flotter Bienen
noch einige Zeit und schliessen den Abend nach einem Kaffee
in der nahen Keller-Bar mit dem kurzen Spaziergang zum Hotel
ab.
Am Morgen, gegen 8 Uhr, prasselt ein Platzregen nieder
und veranlasst uns, "ausnahmsweise" noch eine weitere halbe
Stunde liegen zu bleiben. Es ist der erste Regen auf unserer
Reise und kühlt die Luft angenehm ab. Das Morgenessen
wird uns besonders in Erinnerung bleiben, weil wir hier
einmaligen Milchkaffee erhalten. Er ist fertig zubereitet,
leicht süss und bei Otto sogar mit "Nidel-Ueberzug",
(für ihn ein "Hals-Klemmer") versehen. Ich geniesse
diese Landes-Spezialität. Auf die Nachbestellung von
schwarzem Kaffee wird dieses starke Konzentrat in kleinen
Tassen serviert, zusammen einem Glas Wasser als
"Verdünner".
Samstag 22.5.93 Békéscaba - Debrecen -
Maklar/Eger
Derart gestärkt treffen wir auf dem Flugplatz ein.
Für die Vorbereitung können wir hier nicht auf den
sog. "Ungarn-Bottlang" zurückgreifen, schreiben uns
aber die Flugplatz-Informationen mit ICAO-Kürzel,
Geogr.Lage (für GPS), Pisten-Angabe und Funk-Frequenz
aus den verfügbaren Unterlagen heraus. Die Angaben
über Verfügbarkeit von 100LL, sowie die
Oeffnungszeit und Lande-Bewilligung werden für uns
telefonisch abgeklärt. Wir entscheiden uns für
Debrecen, eine ehemalige russische Militär-Basis mit
2300m Betonpiste. Dass wir keine Anflugkarte erhalten ist
für uns noch neu und ungewohnt, aber wir werden
erfahren, dass es ganz gut auch so geht. Wir nutzen die
Verfügbarkeit von 100LL zum Tanken. Dabei beobachten
wir, wie nach uns 100LL in ein 200-Liter-Fass auf einem
improvisierten Angänger getankt wird. Man weiss sich
hier ganz gut zu helfen und zu dem begeherten Benzin zu
kommen. Es ist deshalb auch öfter als publiziert auf
den Plätzen zu bekommen.
Wir starten um 12.25 in Békéscaba auf Gras.
Die klassische Navigation mit Kompass und
Minuten-Masstäbchen, steht unter scharfer Kontrolle
durch Otto's GPS, das uns unerbittlich den exakten Kurs
über Grund, sowie die Ground-speed anzeigt. Beim
starken Wind aus westlicher Richtung sind diese
Informationen sehr hilfreich. Der Funkverkehr mit Info ist
einfach und klar. Nur die Verbindung mit Debrecen-TWR kommt
erst im Final richtig zustande. Die Landung erfolgt auf der
neuen Piste 23L, da die Betonplatten der alten Pisten nicht
mehr benützbar sind. Eine grosse Zahl von nicht mehr
verwendeten militärischen Unterständen sind auf
dem Platz verstreut. Eine auf mehrere Fahrzeuge verteilte
Radar-Anlage steht auf kleinen Erdwällen und ist
mindestens mechanisch in Betrieb.
Auf dem Apron von Debrecen kommt der Platz-Chef zu unserm
Flugzeug und fragt nach unsern Bedürfnissen und
Plänen. In der Nähe steht eine einmotorige
Antonow, die für ein junges Brautpaar soeben die
Lufttaufe beendet hat. Neben uns parkt eine ungarische 2-Mot
und wird aus einem Fass-Anhänger (wie wir einen in
Békéscaba gesehen haben) mit 100LL manuell
aufgetankt. Sonst ist der Apron leer. In der Woche sind
heute bereits bis zu 7 Privat-Flugzeuge abzufertigen, mit
einer Steigerung wird gerechnet. Wie man uns erklärt,
haben die Russen den Platz vor knapp 2 Jahren verlassen. Der
Blick in ein schmutzig und traurig aussehendes ehemaliges
russisches Gebäude, gibt den Eindruck, als ob es vor
über 40 Jahren erstellt und bereits seit über 10
Jahren nicht mehr benutzt worden wäre. Der Kommentar
des Platzchefs verbessert diesen Eindruck keineswegs, die
Entsorgung der verschiedenen russischen Erbstücke
obliegt nun den Ungarn und wird einiges kosten.
Auf dem grossen Tower ist der Controller anwesend und
führt das AIS. Nach verschiedenen telefonischen
Abklärungen entscheiden wir uns für den Flug nach
Maklar, das in der Nähe der Weinstadt Eger liegt.
Nach dem Start 12.05 fliegen wir, meistens der Bahnlinie
entlang, über die riesige Ebene der "Putzta" mit ihren
Seen, vereinzelten Höfen und kleinen Dörfern. Beim
Touristen-Dorf Hortobagy fallen die modernen
Touristen-Häuser, der Bus-Bahnhof und die Pferdewagen
und Reitergruppen auf, die wir aus 1000-1500 Fuss gut
beobachten können. Eine Gänsefarm schauen wir uns
etwas näher an. Die begeisterten Gänse kommen in
Bewegung, die weniger begeisterten Landwirtsleute versuchen
es mit Gegen-Bewegung. Ob wohl heute diese Gänselebern
einen mageren Strich bekommen haben ? Ein Fall für den
Kassensturz.... ??

Wir geniessen die Weite und Menschenleere dieses
Landstriches. Beim Passieren des Tisza-Flusses verabschiedet
sich die Info und weist uns an Maklar weiter. Ein
Funk-Kontakt kommt noch nicht zustande. Wir suchen den
Grasplatz mit der 800m-Piste. Aber Otto und GPS sagen, dass
wir noch eine Ortschaft zu früh suchen. Also weiter ins
nächste Dorf. Richtig, hier liegt die breite Wiese mit
zwei X-förmigen darin sichtbaren Pisten. Es herrscht
Segelflug-Betrieb. Am schwachen Funk wird in gebrochenem
Deutsch auf den Winden-Betrieb und den stark böigen
Querwind aufmerksam gemacht. Entsprechend wähle ich die
Landerichtung und bringe die HB-PAF sauber im hohen Gras zu
Boden. Sie wird nach den Aussagen meiner mitfühlenden
Kollegen nun zum Rasenmäher umfunktioniert, bis wir
unsern Weg zum Parkplatz neben Agrar-Flugzeugen gefunden
haben. Ganz so schlimm war's nicht (Log-Eintrag des
PIC).
Der Platz-Beamte kommt aus dem Wärterhäuschen
(mit Barriere) zu uns. Er kann uns bezüglich
Flugbetrieb kaum helfen, bestellt für uns jedoch ein
Taxi zur Stadt. Inzwischen ist der Chef-Fluglehrer vom
Segelflug-Betrieb herüber gekommen. Er ist auch Chef
des neu gegründeten Klubs und heisst uns auf Deutsch
willkommen. Er war früher mal in Altenrhein zu einem
Testflug mit der Bravo. Heute ist er immer noch mit Leib und
Seele Pilot, ein Pilot der alten Schule und engagierter
Förderer der Fliegerei. Seine jungen Schüler
räumen die Segelflugzeuge in den Hangar, denn der
böige Wind erlaubt keine weiteren Schulflüge.
Unsere Landung wird gerühmt. Für morgen will er
uns bei den Vorbereitungen und bei der Abwicklung des
Flugplanes mit Telefon und Fax im Club-Büro zur Seite
stehen. Für unsern Aufenthalt empfiehlt er uns ein
Hotel in Eger und zum Nachtessen sollen wir im "Tal der
schönen Frauen" einen Weinkeller besuchen. Unterdessen
ist das Taxi angekommen. Es wird zur HB-PAF dirigiert,
beladen und ab gehts nach Eger.
Leider ist das empfohlene kleine Hotel belegt. So ziehen
wir im grossen Hotel Eger ein. Per Taxi gelangen wir abends
in das Tal der schönen Frauen und entdecken über
20 in die Felsen gehauene Weinkeller, die zu
Wirtshäusern umfunktioniert worden sind. Nachdem wir
uns einen Ueberblick verschaft haben, folgen wir dem Klang
einheimischer Musiker (Geige, Zitter und Gesang) in einen
Felsenkeller. Beim süssen Wein (rot und weiss)
geniessen wir ein gutes einfaches Essen. Die einheimischen
Gäste beginnen zu singen. Es kommt zu einer Art
fröhlichem Wettstreit zwischen zwei Gäste-Gruppen.
Für den Schlummerbecher kehren wir an die mit einer
eiskühlen Barmaid bestückte Hotelbar zurück.
Auch heftiges Augenrollen und Wimper-Klimpern kann uns nicht
von einem Kurzbesuch der nahen Grillbar abhalten.
Nach dem Abend unter dem Motto "wenn Wimpern klimpern und
der Eisberg reizt" liegt am Morgen in Werners Bett ein
müder Körper in der Stellung "Tote Fliege", der
sich kaum mehr bewegen will und jede freie Minute zum
Nachschlafen nutzt. Er wird heute nur knapp zum Passagier
taugen. Aber schon am relativ frühen Morgen beginnt vom
Bett aus unaufhaltsam Ott's batterie-gespiesenes GPS zu
piepsen und treibt uns auf den Flugplatz.
Sonntag 23.5.93 Maklar/Eger - Budapest
Der heutige Barrieren-Wärter erinnert sich wohl noch
an seine Bedeutung vor der Liberalisierung und versucht
gebieterisch die Fahrt des Taxis zu unserer HB-PAF zu
verhindern. Unser Taxi-Fahrer gewinnt den Machtkampt. Wir
beladen unsere Maschine wieder nach bewährtem Muster
unter der strengen Kontrolle unseres heutigen PIC's Otto,
der zwischendurch mit respektvollem Blick zum Windsack und
zum dürren Gras auf der Piste schaut. Der Schulbetrieb
des Klubs ist bereits in vollem Gange. Der Chef-Fluglehrer
kommt zu uns und bittet uns ins Club-Büro zur
Flugvorbereitung. Per Fax geht der Flugplan weg. Wenig
danach wird per Telefon das Ok und die Freigabe (QNH-1019,
Flughöhe 2'000 Fuss, Squawk-6311) eingeholt. Aus den
Bemerkungen unseres Beraters entnehmen wir, dass er wohl
noch nie selber ins nahe Budapest zum "grossen Flughafen 1
oder 2" geflogen ist. Seine Einstellung zum GPS und zur
neuen Flugkarte ist eher distanziert. Er hat eine eigene
Karte an der Wand hängen. Die Frage nach der Landetaxe
wird mit dem Hinweis, man solle nicht überflüssig
fragen, und wir Fliegerkollegen sollen zusammen halten,
abgetan.
Nach einer kurzen, aber herzlichen Verabschiedung rollen
wir durchs Gras zur Piste. Der aktuelle Wind und die
Zeichensprache des Club-Chef veranlassen uns, die andere
Pisten-Richtung zu wählen. Backtracking auf 33. Otto's
Sorgfalt verhilft zu einem problemlosen Start im Gras. Mit
dem einzigen Handfunkgerät auf dem Platz (die alte
Station im Gebäude ist nicht brauchbar) wird uns ein
guter Flug gewünscht. Wir sagen dankend bye-bye und
wechseln auf 133.00 Info. Auf 2000 Fuss gehts über Land
via Punkt "NORA" zum VOR-TPS. Hier schickt uns der Approach
auf Kurs 150, später auf 290 und führt uns so in
den Final der Piste 31L. Otto legt eine so superfeine
Landung auf Asphalt hin, dass dabei nicht einmal unser
übermüdeter Passagier erwacht ist.
Nach kurzer Meldung in den uns bekannten AIS-Räumen
gehts per Taxi zum mondänen Hotel Korona. Ein Bummel
durch die Altstadt führt über die Donaubrücke
und zur Seilbahn, die uns hinauf zum Burghügel bringt.
Wir bestaunen die grossen Befestigungs-Anlagen und die
Integration des modernen Hilton-Hotelbaus. Nach kurzem
Souvenir-Einkauf gehts per Taxi zurück. Zum Nachtessen
finden wir uns wieder in einem Kellerlokal in der
Fussgängerzone der Altstadt. Otto hat heute 2-fach
gelitten: zuviel zu Fuss marschiert und vieeeeel zu wenig
geflogen (nur 37 Minuten !!). Also ist, nachdem nun endlich
zuhause angerufen werden kann, bald für alle frühe
Bettruhe angesagt.
Montag 24.5.93 Budapest - Sliac - Kosice -
Tatri/Poprad
Die Vorbereitungen laufen im uns bereits vertrauten AIS.
Unsere HB-PAF ist wie immer an der Wandtafel eingetragen.
Die Meteo-Dame sagt, dass wir zwischen 2 Hochdruck-Zentren
liegen und keine wesentlichen Aenderungen zu erwarten sind.
Ein Blick auf das TAF zeigt, dass noch nicht alle neuen
Kennungen aus der noch kaum jährigen Slowakei klar und
richtig sind. Ein Flug dahin ist aber ohne Probleme zu
machen.
11.53 starten wir und werden danach vom Approach sauber
zum Grenzpunkt "BALAP" geführt. Wegen der geringen
Höhe von 3500 Fuss kommt noch kein Kontakt mit Sliac
zustande. Bratislava-Info ist hingegen gut erreichbar, es
weist uns an Sliac-Approach. Bald klappt der Funk-Kontakt
und beim Ueberflug von VOR SLC, also 5 Min. vor dem Platz,
mit Piste in Sicht, erhalten wir zu unserer Verblüffung
bereits das "clear to land runway 36". Auch hier sind auf
dem Apron mit Zöllner, Damen und Herren schon 5
Personen zu unserem Empfang bereit und fragen nach den
Wünschen. Sliac ist ein Trainingsplatz für's
slowakische Militär. Heute ist kaum Betrieb. Von der
Piste her vernehmen wir jedoch Jet-Lärm. Was ist denn
das ? Zu unserer Ueberraschung entdecken wir einen Lastwagen
mit einem aufgebauten Jet-Triebwerk. Es ist schräg nach
unten gerichtet und der Wagen fährt Rollweg und Piste
ab in der Funktion als "Staub-Bläser".
Während wir auf die Ankunft des Zöllners
warten, bereiten wir uns auf die erste Etappe in Slowakien
vor. Zum Mittagessen setzen wir uns ins kleine Restaurant.
Da wir kein Slowakisches Bargeld haben, muss Werner, unser
Bankier, vor der Bestellung mit der Frau Wirtin die
Zahlungsmöglichkeiten abklären. Sie ist gewillt,
einige Dollar in slowakische Kronen zu wechseln. Bei der
Menü-Bestellung reichen unsere Tschechisch-Kenntnisse
(= 0), aber auch Ihre Deutsch-Kenntnisse nicht ganz aus. So
wird uns denn mit einer Skizze erklärt, dass heute
neben Ham and Eggs auch "zerhacktes Steak" auf der Karte
steht. Wir nehmen abwechselnd das gute Essen zu uns, da
vermutlich nur 1 Bratpfanne in der Küche in Betrieb
ist. Dann gehts um den Wechselkurs, den hier niemand kennt.
Aber ein Blick auf eine Zeitung lässt uns hoffen.
Richtig, Frau Wirtin findet die entsprechende Tabelle und
die Wechselstube kommt in Funktion. Motto "Wechseln by
Werner Banking and Correspondings". Die Mahlzeit ist
preiswert und so bleiben uns noch einige Not-Kronen für
die nächsten Aktivitäten übrig.
14.05 starten wir mit dem Ziel Kosice. Wir steigen in
Richtung Osten auf 4500 Fuss und überfliegen die
südslowakischen Gebirge. In Richtung auf Kosice zu wird
es wieder flacher. Wir melden uns bei Kosice-Approach auf
119,85, den wir jedoch erst 40 Meilen vor dem Platz sauber
empfangen können. Auch das VOR KSC können wir
nicht früher benutzen und verlassen uns deshalb auf die
klare Anzeige unseres GPS. Die nächste Meldung wird von
uns 40 km (!!) vor dem Platz verlangt, wo man uns auf
militärische Trainings-Flüge aufmerksam macht. In
der Ebene vor dem Flugplatz steht ein grosses rauchendes
Stahlwerk. Bald ist die 3 km lange Piste für uns frei.
Ich wähle die Mitte zum Aufsetzen, danach müssen
wir jedoch noch ein Stück bis zum Taxiway B ausrollen.
Für Parking erhalten wir Stand 1. Wir sind auch das
einzige private Flugzeug hier. Militär-Maschinen und
Agro-Flugzeuge stehen auf besonderen Plätzen. In der
Luft können wir das Training der slowakischen
Kunstflugstaffel mit 4 Alphajet (?) verfolgen. Hier ist die
militärische Flug-Akademie des Landes stationiert.
Wir können 100LL auftanken für 0.91$ je Liter
und mit US$ bar bezahlen. Für die Landetaxen von 29,40$
wird die Kreditkarte akzeptiert. Um 16.18 starten wir in
Richtung 310°. Die Grösse und Bauart der Stadt
bestaunen und fotographieren wir im Vorbeiflug. Das
Landschafts-Bild ändert sich stark. Wir überqueren
hügeliges Gelände und bis 1200 m hohe Berge,
betrachten ausgedehnte Wälder, hübsche
Ortschaften, Skilifte und gar eine Radarstation auf einer
Bergkuppe. Die Gegend gleicht sehr stark unserem Napfgebiet.
Weiter nördlich wird es flacher und vor uns liegt in
der "hohen Tatra" die Ortschaft Poprad mit dem Flugplatz
Tatri.
16.50 landen wir inmitten saftiger grüner Wiesen und
südlich der touristisch stark erschlossenen Gebirge auf
Tatri/Poprad. Auch hier der für uns gewohnte Empfang
durch 4 Personen. Aussergewöhnlich ist nur der
Gepäck-Hubstapler, der heranfährt. Hat er wohl
Otto's Reisetasche, das "Klavier", entdeckt ? Wir verzichten
auf dessen Einsatz und laden die Taschen auf einen kleinen
Rollwagen. Der Direktor des Platzes knipst ein Foto, das er
wohl für Touristen-Werbung zu vermarkten hofft. Der
Chef-Pilot der hiesigen Helikopter-Flotte (ca.8 Transport
und Rettungs-Heli) hat die neben uns geparkte 2-motorige
Transport-Maschine für den morgigen Flug nach
Rumänien bereitgemacht. Er kommt zu uns und fragt,
woher wir aus der Schweiz kämen. Er hat schon
Zürich angeflogen und kennt scheinbar unser Birrfeld
aus der Vogelperspektive. Wir schenken ihm einen
AKTAVIA-Kleber und werden am andern Tag feststellen, dass er
uns seinen Firmenkleber an die HB-PAF montiert hat. Er
empfiehlt uns ein komfortables Hotel in einem 40km
entfernten Touristenort.
Unsere hilfreichen Geister haben jedoch bereits für
uns ein Hotel in Poprad reserviert und das Taxi steht schon
bereit. So geht es nach kurzer Zeit zum Hotel Satel***. Hier
herrscht Zwischen-Saison. Wir nehmen im Hotel-Restaurant
Bier mit Pommes-Chips, die als -Frites verstanden und
serviert werden zu uns. Trotz mehrmaliger Frage, ob wir
essen wollen (um 18 Uhr schon), gehen wir erst unter die
Dusche und erscheinen nachher frisch zum Essen.
Ausnahmsweise trinken wir gar ein Glas Wein. Von den
köstlichen Desssert-Kuchen wähle ich die
schönsten 2 aus. Sogar meine Kollegen packen beim
Kuchen zu. In der Hotel-Disko ist mehr als genug Platz
für uns frei, kurzer Schlummerbecher. Werner und ich
machen noch einen Verdauungs-Spaziergang und besichtigen den
pompösen Bahnhof.
Dienstag 25.5.93 Tatri/Poprad - Krakow -
Warschau
Beim Aufwachen taucht eine neue Idee auf. Warum wollen
wir nicht einen Abstecher nach Polen machen ? Auf dem
Flugplatz wird diese Variante näher geprüft und da
leicht durchführbar, gleich in die Tat umgesetzt. Wir
schreiben uns die Flugplatz-Informationen heraus und
kopieren die Karten von Katowice und Warschau. Ueber die
für uns interessanten Flugplätze legen wir
wiederum die Liste mit den gewohnten Angaben an. Da wir die
ONC-Karten 1:500'000 bei uns haben, sind hier nur noch die
VOR und besonderen Checkpunkte mit Namen, Frequenz und
Morse-Zeichen einzutragen. Aus der hier vorliegenden Karte
übertragen wir die offiziellen VFR-Routen in Richtung
Warschau. Zuerst wollen wir mit einem kleinen Hüpfer
über die Grenze nach Krakau fliegen und uns dort
nochmals um die Regeln in Polen kümmern.
12.08 starten wir in Tatri und fliegen über Jablonka
nach Krakow. Beim Einflug in Polen fällt uns der grosse
Unterschied in der Struktur der Grundstücke auf.
Während bisher vor allem grosse einheitliche
Wirtschafts-Flächen vorgeherrscht haben, gibt es nun
ein richtiges Puzzle zu sehen. Die Häuser sind weiter
auseinander, aber hinter jedem Haus liegen in einem schmalen
Streifen 4 bis 6 untschiedlich bepflanzte Aecker. Hier ist
wohl die Privat-Wirtschaft vorherrschend geblieben.
12.58 landen wir in Krakow. Der Empfang im neuen zivilen
Terminal ist etwas zurückhaltender, teilweise echt
unfreundlicher, als in der Slowakei. Die einfache
Abfertigung wickelt sich englisch ab. Wir können 100LL
auftanken, mit Kreditkarte bezahlen und haben nun genug
Reserve um nach Warschau und wieder zurück fliegen zu
können. Das AIS liegt im alten Gebäude nebenan,
das gerade renoviert wird. Neben den Malern und Gipsern ist
es nicht einladend eine ausgedehnte Flug-Vorbereitung zu
machen. Unser Flugplan nach Warschau wird genehmigt.
15.07 starten wir. Otto hat im GPS die vorgesehenen
Checkpunkte und sogar die geplante Route eingegeben. So gibt
es bei sonnigem Wetter mit Sicht über 30 km einen
angenehmen Flug auf 3500 Fuss über ein flaches
Gelände mit kleinen Schönwetterwolken über
uns. Auch hier das gleiche Landschafts-Muster mit den vielen
kleinen Aeckerlein und den verstreuten Siedlungen bis zum
Horizont. Nach 20 Minuten gibt uns Krakow-Tower an
Warskowa-Approach weiter. Ueber dem flachen Land ist der
Funk-Kontakt kein Problem. Der Hinweis des Controllers auf
Information U lässt uns bei ihm die ATIS-Frequenz
erfragen und die ATIS-Info abhören. Wir brauchen nicht
über die Checkpunkte zu fliegen, sondern können
direkt über VOR PNO auf Piste 33 einfliegen. Wind: 20
Knoten aus 240°. Trotz Nachfragen können wir die
Piste 29 nicht bekommen.
Um 16.24 Landung in Warschau mit Flaps-2 auf der 33, die
wir über den High-speed-Taxiway verlassen und zum
Domestic-Terminal im Norden des Geländes rollen. Sofort
ist der Apron-Manager da und fragt nach unserm Bedarf. Auf
unser "night-stop" hin werden alle Türen und
Motorhauben-Deckel mit Siegel-Klebern "LOT-Security"
versehen, der grosse Gelenk-Bus für ca. 120 Personen
rauscht heran und bietet genug Platz für Gepäck
und Insassen der HB-PAF. Das neue Terminal ist erst vor 8
Monaten von einem deutschen General-Unternehmen dem Betrieb
übergeben worden. Wir suchen und finden allein den Weg
ins und durchs obere Stockwerk. Beim Pförtner tauschen
wir den Pass gegen einen Badge und begeben uns zu AIS und
Meteo. Da es bald wieder heimwärts geht, freut es uns
besonders, dass vorderhand noch stabiles Wetter zu erwarten
ist. Im AIS wird uns gesagt, dass man morgen für uns
auch Karten vom Norden Polens beschaffen könnte. Wir
halten uns also alle Wege für die morgige Planung
offen.
Nach einem kurzen Bier buchen wir bei einer privaten
Agentur Zimmer im Hotel Metropol. Der Taxifahrer des
gleichen Unternehmens bringt uns dann allerdings zum Hotel
Saski. Werner kann den Fahrer mit 200'000 Zloti bezahlen und
wir quartieren uns im früher sicher renomierten zentral
gelegenen Saski in 2 Zimmern mit Doppeltüre,
fliessendem Wasser und Etagen-WC ein. Kostenpunkt inkl.
Frühstück total 811'000 Zloti (ca.80 Fr.). Wir
bummeln die Senatorska-Strasse entlang zum Zentrum der
Altstadt. Nach einem Trunk im Platz-Kaffee steigen wir in
den 1.Stock des Dom-Restaurants und lassen uns für 1,25
Mio. Zloti einen Zander nach polnischer Art servieren.
Wieder zurück im Hotel Saski, steigen wir mitten in
dessen "high-live" bei Senioren-Tanz der halb Betrunkenen zu
einem Bier ein. Mangels Zloti müssen wir mit dem
Kellner bei der Reception um Kredit bis morgen bitten.
Wir treffen Otto zum Morgenessen wieder. Der Kaffee
lässt sich anhand des ausreichend vorhandenen Satzes in
der Tasse klar als solcher erkennen. Otto meint das leicht
braun fliessende Wasser in Zimmer 111 sei nicht mal zum
Zähneputzen zu gebrauchen. Wir versuchen ihn zu
überzeugen, dass im höher gelegenen 215 das Wasser
richtig klar fliesse. Der Wechselschalter im Hotel
öffnet um 9.30. Otto steigt mit 100 Fr. ein und wird
bis zur Zahlung der Hotel-Rechnung zum
Zloti-Millionär.
Mittwoch 26.5.93 Warschau - Katowice -
Ostrava
Wir entscheiden uns, nun heimwärts via Brünn zu
fliegen. Auf der ersten Strecke nach Katowice versuchen wir
eine neue und nicht offizielle Route zu wählen. Dies
wird jedoch nicht bewilligt. Um nicht auf der gleichen Linie
zurück fliegen zu müssen, planen wir eine
Zick-Zack-Route auf den vorgesehenen Strecken. Der Zugang
für private Crew's ist dem Personal noch nicht
geläufig und erfordert diverse telefonische
Rückfragen. Ueber das Gate-10 gelangen wir wieder zum
grossen Gelenkbus, der uns zur HP-PAF bringt. Wir stellen
zusammen mit dem Apron-Manager fest, dass noch alle Siegel
intakt sind. Wir bestellen bei ihm 100LL, den wir mit
Euro-Check bezahlen können. So speditiv das Tanken
läuft, umso mühsamer geht es dann beim Bezahlen
zu. Tankwagenchef und Apron-Manager streiten sich.
Schlussendlich fahre ich mit meinem Check im grossen
Gelenkbus zur Kasse ins Hauptgebäude und wieder
zurück. Die Lande- und Uebernachtungstaxe von 21US$
erscheint uns günstig, dies insbesondere, wenn man
meine Busfahrten noch einrechnet.
Vor dem Start-up wird uns die geplante Route wieder
korrigiert, sodass es auf dem gleichen Weg über TMS und
JED nach Katowice zurück geht. Um 13.15 starten wir auf
Piste 33 mit left-turn-out, steigen vorerst auf max. 1000
Fuss QFE, später dann auf 2000 und fliegen Richtung
Süden. Die anfänglich noch gute Sicht wird nach
VOR JED massiv schlechter. Wir sind auf der Warmseite nahe
der schwachen Front. Das GPS meldet laufend Distanz und
Richtung zum Platz, wo wir 14.30 bei 7km Sicht landen.
Zuerst reservieren wir uns den Ausgangs-Zoll, da wir
heute noch weiter nach Tschechien möchten. Danach
erkundigen wir uns bei der Meteo, wo man uns Details in etwa
1 Stunde verspricht. Unterdessen begeben wir uns ins AIS und
machen unsere Vorbereitungen. Hier bringen wir unsern
letzten AKTAVIA-Kleber an. Aus der Landeliste entnehmen wir,
dass wir in diesem Monat erst das 13. private Flugzeug auf
diesem Platze sind. Zur Zeit stehen noch 2 Deutsche
Maschinen auf dem Apron. Die Beamten bieten uns hier, zum
ersten Mal auf unserer Reise, einen Kaffee an. Wir wissen
inzwischen, dass nach dem Rühren eine Pause zum sinken
lassen des Kaffeesatzes einzulegen ist. Unter diesen
Bedingungen schmeckt er uns sehr gut. Bald kommt der
Meteo-Spezialist und legt uns neben den TAF's ein perfektes
Meteo-Sat-Bild vor. Wir staunen über diesen
Service.
Beim Start um 16.21 stellen wir eine merklich bessere
Sicht fest. Auf dem Weg nach Süden holen wir jedoch
bald das trübe Wetter wieder ein und erreichen
über das VOR OKT um 17.01 den Tschechischen Platz
Ostrava. Auch hier sind bald 6 Personen um die HB-PAF herum.
Die 3 Zöllner kontrollieren und stempeln auf dem Apron.
Der zivile Verkehr ruht, der militärische ist noch im
Gange. In der Halle sind noch 2 Linienflüge für
diesen Abend nach Wien und Prag angezeigt. Wir setzen uns
zum Bier ins Restaurant und stellen beim Zahlungsversuch
fest, dass man unsere restlichen Slowakischen Kronen nicht
haben will. Das vor einem Jahr noch gemeinsame Geld ist in
der Slowakei und in der Tschechei mit besondern Marken
überklebt worden. So gelten heute die Slowaken-Kronen
nur noch 87,5 Tschechen-Kronen. Das Geld muss offiziell
gewechselt werden. Wir bezahlen mit 2 US$. Am
Wechselschalter will man weder Slowaken-Kronen noch
Polen-Zloti wechseln. So sind denn die 100'000er Zloti zum
Reise-Souvenir geworden. Der Taxi-Fahrer nimmt von uns die
Slowaken-Kronen entgegen und bringt uns zum ATOM-Hotel. Wir
beziehen ein grosses 3er-Zimmer mit Dusche, Fernseher und
funktionierendem Telefon. Endlich kann Werner zuhause
anrufen (Rosmarie ist sogar da).
Zum Nachtessen gehts ins relativ leere Stadt-Zentrum. Wir
setzen uns in ein ansprechendes Restaurant/Pizzeria und
studieren die Speisekarte. Da seufzt Wernen auf: schon
wieder zu wenig Bargeld. Der Kellner verspricht, sich auch
mit US$ zu begnügen und wir bestellen bei ihm Bier und
das Essen mit je 1 währschaften Suppe. Mit 20$ und
einigen zusätzlichen Kronen begleichen wir die
Kosten.
Donnerstag 27.5.93 Ostrava - Brünn - Linz-
Altenrhein - Birrfeld
Schon um 8.30 sind wir beim Morgenessen, bezahlen das
Hotel und begeben uns per Taxi auf den Flugplatz. Der
Taxifahrer muss wohl oder über warten, bis Werner noch
ein wenig Tschechisches Geld am Schalter besorgt hat. Dann
geht's los mit planen. Das TAF lässt in Brno CB und
Gewitter erwarten, für Linz und Wien sieht es besser
aus. Heute wollen wir noch möglichst weit nach Westen
bis an die zu erwartende Front heranfliegen. Wir geben im
Flugplan als Destination Linz und als Alternates Brünn
und Wien an.
11.35 starten wir in den noch trüben Himmel. Nach
Ostrava werden wir an Holesov weiter gegeben. Der Controller
meldet uns 5 - 7 km Sicht und "slow clouds". Wir fliegen
direkt an seinem Platz vorbei und seine Aussagen treffen zu.
Nach einigen Minuten sagt er uns leichte Schauer voraus. Wir
passieren vorsichtig diese Region bei knappen Sichtweiten in
1500 Fuss. Ich leite die Umkehrkurve ein, stelle aber fest,
dass es doch nicht so schlecht aussieht und fliege weiter.
Wir werden an Brno-Radar weiter gereicht. Die ruhige klare
Frauenstimme gibt uns doch noch eine Knacknuss auf. Die
bestätigte Freigabe über das Desna-VOR kann nicht
geflogen werden. Es muss über "Bodal", 300° und
76km von Brno, eine Militärzone umflogen werden. Wir
können diesen Ort aber auf der neuen ICAO-Karte nicht
finden. Ich meine, wir sollten eine Freigabe eher in
Richtung Süden über Mikulov verlangen, wo bessere
Sicht zu erwarten ist. Da haben wir bereits die Piste von
Brünn vor uns. Nach kurzer sachlicher Beratung
entscheiden wir uns zu landen und am Boden neu zu planen.
Landung 12.20 in Brno/Brünn.
Auf dem Apron erscheint sogar unsere Controllerin und
zeigt uns auf der Karte den Punkt, wir nehmen unsere
Radio-Navigations-Kopie hervor und entdecken darauf die
Angabe Bodal-NDB. Sie erklärt uns, dass sie uns nicht
an den militärischen Controller habe weitergeben
können, da er nicht englisch spreche. Für sie sei
das laufende übersetzen zu wenig schnell. Wir meinen
wir würden nur bei ihr bleiben, bis wir genug
Tschechisch könnten. Auf alle Fälle bedanken wir
uns bestens für ihren Einsatz und ihr Erscheinen bei
uns.
Im AIS und bei der Meteo prüfen wir die Lage. Ein
Weiterkommen scheint uns vor allem im Süden besser als
im Norden. So planen wir via Mikulov und Oesterreich nach
Linz zu fliegen. Beim Mittagessen stärken wir uns und
bezahlen mit den restlichen Kronen, ergänzt mit
Dollars.
Start um 14.29 bei besserer Sicht. Wir fliegen nach
Süden, passieren Mikulov und drehen danach unter der
Kontrolle von Wien-Info nach Westen. Auf der geraden Strecke
führen wir eine exakte terrestrische Navigation mit
Bahnlinien und Flüssen durch, die per GPS nachgemessen
wird. Bald übernimmt uns Linz zum Anflug über den
nördlichen Checkpunkt Ottensheim.
In Linz gilt unsere erste Frage natürlich der Meteo.
Auf dem Satelliten-Bild erklärt man uns die hinter uns
liegende wenig aktive Front, die in Auflösung begriffen
ist. Erst im Raume des Schweizer Mittellandes sind jedoch
Gewitter und massive lokale Schauer zu erwarten. Entgegen
unsern Erwartungen ist also ein Weiterflug nach Altenrhein
heute noch sinnvoll. Wir tanken noch 50 Liter dazu und
starten um 16.52. Auf der Route über die
süddeutschen VOR-Stationen SBG - EUR- KPT gehts nun
problemlos heimwärts. Wir haben neben der
sorgfältigen Navigation genug Zeit, unsere
Bord-Küche nochmals gründlich zu durchforschen. Es
ist immer noch wieder-erkaltete Schockolade da. Leider haben
die irrtümlich gewaschenen Rüebli gelitten und
sind auch von mir nicht mehr essbar.
Im Anflug auf Altenrhein spüren wir über dem
See die Wirkung der Föhn-Ausläufer, die vom
Rheintal herunter blasen. Am Boden geht's speditiv, denn wir
hoffen, doch noch das Birrfeld zu erreichen. Otto plant eine
VOR-Uebung über ZUE und TRA, die natürlich mit
GPS-Routenplanung parallel vorbereitet wird.
19.10 starten wir in Altenrhein, spüren nochmals die
starken durch den Föhn über dem See verursachten
Böen und fliegen dem dunklen wolkenverhangenen Gebiet
südlich Schaffhausen zu. Aber mit der Zeit verschieben
sich die Wolken und Regengüsse vor uns auch
nordwärts. Wir können sogar bis TRA hinauf und ins
Birrfeld ohne Sichtprobleme weiterfliegen.
Landung im Birrfeld 19.55. Erst kurz danach, wir sind
noch am ausladen, gibt es stürmische Winde, Regen und
Gewitter. Wir haben wiederum eine sauber vorbereitete,
sorgfältig und präzise durchgeführte
Flugreise mit vielen wertvollen Erlebnissen hinter uns. Dies
begiessen wir noch bei einem letzten
Reise-Schlummerbecher.
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